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Bericht: Rückblick 2022 und Ausblick auf die Tätigkeiten des Instituts für Unternehmensrecht

Das im Jahr 2005 gegründete – und durch  die Stiftung Unternehmensrecht geförderte – Institut für Unternehmensrecht (IUR) forscht auf den Gebieten des Gesellschafts- und Kapitalmarktrechts, der Rechnungslegung und des Steuerrechts. Im Bereich des Kartellrechts, des Steuerrechts und des Insolvenz- und Sanierungsrechts wurden in den letzten Jahren zwar eigenständige Institute an der Fakultät gegründet, jedoch besteht unter den Instituten eine enge Zusammenarbeit.

Als Kompetenzzentrum bündelt das IUR die unternehmensrechtlichen Forschungsaktivitäten der Düsseldorfer Juristischen Fakultät und widmet sich der Aus- und Weiterbildung in der gesamten Breite des Unternehmensrechts. Einen besonderen Stellenwert nimmt das Zusammenwirken von Wissenschaft und Praxis ein. Dabei bauen die Tätigkeiten des IUR auf zwei Säulen auf, zum einen die Vortragsveranstaltungen und zum anderen die Forschungsaktivitäten der Düsseldorfer Juristischen Fakultät im Bereich des Unternehmensrechts. Auf beides soll zunächst ein Rückblick erfolgen und sodann ein Ausblick gewagt werden.

A.        Veranstaltungen im Jahr 2022

Sowohl der Aus- und Weiterbildung als auch dem Gedankenaustausch mit Praktikern in Unternehmen, Kanzleien und Gerichten dienen mehrere Veranstaltungsreihen, die auch im Jahr 2022 wieder zahlreich durchgeführt wurden.

I.          Forum Unternehmensrecht

Aus der Reihe Forum Unternehmensrecht organisierte das IUR drei Veranstaltungen.

Am 26. April 2022 war das Thema des Abends die Modernisierung des Personengesellschaftsrechts und ihre Folgen für die Praxis. Prof. Dr. Christian Kersting, LL.M. (Yale) durfte als Direktor des IUR viele Anwälte, Richter, Studierende und weitere Gäste begrüßen. Die erste Referentin war Prof. Dr. Barbara Grunewald, die als Mitglied der BMJV-Expertenkommission die Entwicklung und Grundzüge des MoPeG in den Blick nahm. Hieran schlossen sich die Vorträge zweier Direktoren des IUR an: Zunächst trug Herr Rechtsanwalt Prof. Dr. Dieter Leuering zur Öffnung des Rechts der Personenhandelsgesellschaften für freie Berufe vor. Sodann trug Herr Wirtschaftsprüfer Prof. Dr. Ulrich Prinz zu den bilanz- und steuerrechtlichen Folgen der Rechtsfähigkeit der GbR vor. Auf die Vorträge folgte eine lebhafte Diskussion zwischen den Referenten und den Teilnehmern.

Am 28. Juni 2022 widmete sich das Forum Unternehmensrecht in einer hybriden Präsenz- und Online-Veranstaltung der Digitalisierung im Gesellschaftsrecht. Die Direktoren des IUR, Prof. Dr. Ulrich Noack und Prof. Dr. Christian Kersting, LL.M. (Yale), durften über 80 Teilnehmer aus Wissenschaft und Praxis begrüßen. Der erste Referent des Abends war Notar Dr. Jens Bormann, Präsident der Bundesnotarkammer. Er widmete sich den Neuerungen durch das Gesetz zur Umsetzung der Digitalisierungsrichtlinie und das Ergänzungsgesetz ab August 2022 und referierte zur Online-Gründung, -Beurkundung und -Registrierung. Die zweite Referentin war Akademische Rätin a. Z. Dr. Lisa Guntermann, die zur virtuellen Haupt- und Gesellschafterversammlung nach künftiger Rechtslage referierte. Im Anschluss an die Vorträge entspann sich eine intensive Diskussion.

Die dritte Veranstaltung aus der Reihe Forum Unternehmensrecht fand am 8. November 2022 statt. Prof. Dr. Christian Kersting, LL.M. (Yale) durfte als neuen, weiteren geschäftsführenden Direktor des IUR und Referenten des Abends Prof. Dr. Thilo Kuntz, LL.M. (University of Chicago) begrüßen. Thema seines Vortrags war die „Integration von ESG-Zielen in die Interessenwahrungspflichten und die schrumpfende Business Judgment Rule“, worüber im Anschluss mit den zahlreichen Teilnehmern aus Wissenschaft und Praxis angeregt diskutiert wurde.

II.         Abschiedsvorlesung von Prof. Dr. Ulrich Noack

Besonders hervorzuheben ist der Abschied von Prof. Dr. Ulrich Noack, der über viele Jahre der geschäftsführende Direktor des IUR war und als einer der wichtigsten Kommentatoren und Experten im Gesellschaftsrecht maßgeblich das IUR als Institution etablierte. Am 1. September 2022 hielt er im Haus der Universität seine Abschiedsvorlesung zu dem Thema „Subjektives zur Lehre und Forschung im Handels- und Gesellschaftsrecht“. Das Publikum, bestehend aus seinen Schülerinnen und Schülern, zahlreichen ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Weggefährten, spendeten ihm als Ausdruck des großen Danks für einen herausragenden Forscher und Lehrer stehende Ovationen. 

III.        16th Summer School on European Business Law

Ein weiterer Höhepunkt des Jahres war die 16th Summer School on European Business Law (SSEBL), die das IUR unter der Leitung von Prof. Dr. Ulrich Noack und Prof. Dr. Christian Kersting, LL.M. (Yale) vom 4. bis 15. Juli 2022 veranstaltete. Die jährlich im Haus der Universität stattfindende SSEBL ist auf zwei Wochen angelegt und richtet sich an deutsche wie internationale Studierende, Graduierte und junge Praktiker. Das 40-stündige Kursprogramm konzentriert sich auf die drei Themenbereiche Corporate, Restructuring und Competion mit ihren europarechtlichen Bezügen. Die Dozenten aus Wissenschaft und Praxis behandeln u. a. Themen wie „European Corporate Law“, „Shareholder Activism“, „Reorganisation and Restrucuring“, „Competition Economics“ oder „IP and Antitrust Law“. Zudem bestehen Lehrkooperationen mit der Reichman University in Israel sowie der Tilburg University in den Niederlanden. Bei der SSEBL 2022 nahmen wieder mehr als vierzig Studentinnen und Studenten aus Israel, den Niederlanden, der Ukraine, Vietnam und Deutschland teil. Sie kamen im Haus der Universität zusammen, um die Grundlagen und aktuellen rechtlichen und politischen Entwicklungen im Wirtschaftsrecht der Europäischen Union zu diskutieren. 

IV.       Herausforderungen der Nachhaltigkeitsgesetzgebung für Familienunternehmen und Mittelstand

Eine weitere Kooperation mit dem Institut für Gesellschaftsrecht der Universität zu Köln, dem Zentrum Familienunternehmen der Bucerius Law School und der Sozietät Flick Gocke Schaumburg hat für das Jahr 2022 die Veranstaltungsreihe Herausforderungen der Nachhaltigkeitsgesetzgebung (ESG) für Familienunternehmen und Mittelstand hervorgebracht. Die Themen reichten von der „Nachhaltigkeit in der Corporate Governance von Familienunternehmen“ am 9. Februar 2022 über die „Lieferketten-Compliance“ am 6. April 2022 und das „Corporate Sustainability Reporting“ am 18. Mai 2022 bis hin zur „Forderung nachhaltigen Wirtschaftens von Kapitalgebern und Sustainable Finance“ am 29. Juni 2022. An jeder Veranstaltung nahmen zwischen 100 und 120 Teilnehmer aus Wissenschaft und Praxis  sowohl in Präsenz als auch digital teil und diskutierten über die spannenden, teilweise neuen Themenfelder.

B. Forschungsaktivitäten im Jahr 2022

Als zweite Säule treten neben die Vortragsveranstaltungen die Forschungsaktivitäten der Düsseldorfer Juristischen Fakultät im Bereich des Unternehmensrechts, die das IUR als unternehmensrechtliches Kompetenzzentrum bündelt. Hervorzuheben sind die Forschungsaktivitäten der Lehstühle der (geschäftsführenden) Direktoren des IUR, Prof. Dr. Christian Kersting, LL.M. (Yale) sowie Prof. Dr. Thilo Kuntz, LL.M. (University of Chicago).

Der Lehrstuhl von Herrn Prof. Dr. Christian Kersting, LL.M. (Yale) forscht auf den Gebieten des deutschen und internationalen Unternehmens-, Wirtschafts- und Kartellrechts sowie des allgemeinen Zivilrechts mit Schwerpunkten im Handels-, Gesellschafts- und Kartellrecht. Für das Jahr 2022 sind beispielsweise die wissenschaftlichen Beiträge von Herrn Prof. Dr. Christian Kersting, LL.M. (Yale) auf dem Gebiet des Gesellschaftsrechts und auf dem Schnittfeld zwischen dem Gesellschafts- und Kartellrecht zu nennen: Kommentierung der §§ 20-29, 32-Anh.34, 41-42a, 58-59 GmbHG, in: Noack/Servatius/Haas, GmbH-Gesetz, C. H. Beck, 23. Aufl. 2022; „Die Haftung der wirtschaftlichen Einheit“, NZKart 2022, 14-19 (Teil 2) [zusammen mit Otto]; „The Civil Liability of the Economic Unit“, G.C.L.R 2022, 113-128 [zusammen mit Otto];. Hinzu kommen die von Herrn Prof. Dr. Christian Kersting, LL.M. (Yale) betreuten Dissertationen, die ebenfalls die gesamte Bandbreite des Unternehmensrechts widerspiegeln. Als Auswahl zu nennen sind etwa die Arbeiten von Dr. Robert Billerbeck, „Anfechtbare Beschlüsse, Zustandekommen – Wirksamkeit – Wirkungen“ (2022); sowie von Dr. Oliver Jans, „Die Beschlussfixierung im GmbH-Recht“.

Der Lehrstuhl von Herrn Prof. Dr. Thilo Kuntz, LL.M. (Chicago) forscht auf dem Gebiet des Bürgerlichen Rechts mit Schwerpunkten im allgemeinen Vertragsrecht, im Schadens- und Haftungsrecht, im Kapitalgesellschaftsrecht einschließlich der Schnittstellen zum Insolvenzrecht sowie in der Rechtstheorie. Als Schnittstellengebiete liegen Venture Capital und das Recht der Interessenwahrungsverhältnisse („Fiduciary Law“) im Blickfeld. Die Forschung basiert auf einer internationalen und interdisziplinären Ausrichtung. Für das Jahr 2022 sind beispielsweise die wissenschaftlichen Beiträge von Herrn Prof. Dr. Thilo Kuntz, LL.M. (Chicago) auf dem Gebiet des Gesellschaftsrechts zu nennen: „Corporate Purpose – konzeptionelle Grundlagen, rechtshistorische und rechtsdogmatische Aspekte“, ZHR 2022, 653-701; „Künstliche Intelligenz, Wissenszurechnung und Wissensverantwortung“, ZfPW 2022, 177-206.

C.        Ausblick

Auch künftig wird das IUR die unternehmensrechtlichen Forschungsaktivitäten der Düsseldorfer Juristischen Fakultät bündeln und sich der Aus- und Weiterbildung in der gesamten Breite des Unternehmensrechts widmen. Dabei werden die bereits beschrittenen Pfade weiter verfolgt: Unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. Christian Kersting, LL.M. (Yale) wird gemeinsam mit dem Institut für Kartellrecht das Schnittfeld zwischen Gesellschafts- und Kartellrecht in den Blick genommen. Ferner wird unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. Thilo Kuntz, LL.M. (Chicago) grundlagenorientierter Ansatz verfolgt, der das Recht in seinen historischen, interdisziplinären und internationalen Bezügen betrachtet, wobei insbesondere die Rechtsvergleichung mit einem Schwerpunkt auf den USA und England, die ökonomische Analyse des Rechts, die Sprachphilosophie, die Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte sowie die politische Ökonomie berücksichtigt werden.

Mit dieser Ausrichtung sind bereits mehrere Veranstaltungen für das Jahr 2023 geplant: So wird am 27./28. Juni 2023 die „International Fiduciary Law Conference“ stattfinden, bei der Teilnehmerinnen und Teilnehmer u. a. aus Deutschland, USA, Japan, Australien, China und Frankreich über Fragen von Interessenwahrungsverhältnissen diskutieren. Ferner wird am 28. Juni 2023 eine weitere Veranstaltung der Reihe Forum Unternehmensrecht stattfinden, bei der Teilnehmer aus Wissenschaft und Praxis zu dem Gesetzentwurf der Europäischen Kommission zur „Retail Investment Strategy“ diskutieren werden. Darüber hinaus wird vom 3. bis 14. Juli 2023 die „17th Summer School on European Business School“ stattfinden.

Kategorie/n: IUR

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